Erfahrungsbericht zu meinem neuen S-Pedelec Kettler Pinniato HT Speed wave

Foto eines S-Pedelecs Kettler pinniato speed HT wave in blau
Das isses - Weitere Fotos ganz unten

Da ich es jetzt erst eine Woche habe, hier dann erst mal ein Bericht von meinen ersten Eindrücken, die ich nach besserem Kennenlernen des Rades noch ergänzen werde.

Die Vorgeschichte

Vor 7 Jahren legte ich mir das erste, durchaus geliebtes, S-Pedelec zu, ein HNF UD1, ein –wie ich finde – relativ elegantes Urban-Bike mit tiefem Einstieg, das übrigens nach mehr als 20000 km (und guter Instandhaltung) immer noch gut läuft. Für mich war aber problematisch, dass ich die Trittfrequenz mit der Nuvinci/Enviolo Nabenschaltung bei Geschwindigkeit über 35 als unzumutbar hoch empfand, Tempo 40 ging unter günstigen Bedingungen mal 1-2 Minuten, auf Dauer halte ich damit nicht durch (mehr …), was auch das Fahren auf Schnellstraßen noch etwas gefährlicher macht und den Autofahrenden leuchtet noch weniger ein, warum ich „ihre“ Fahrbahn nutze …

Zwischendrin besaß ich dann auch kurz ein gebrauchtes Riese und Müller Nevo mit Enviolo, wieder war ich mit der Trittfrequenz nicht glücklich … (der es mir abgekauft hat, baute hinten eine kleinere Scheibe ein; ja wir wissen, ist nicht erlaubt). Theoretisch gab es auch eine Rohloff-Version, war aber zur Zeit meines Interesses auch nicht aufzutreiben. Und wie in von-der-kunst-ein-s-pedelec-zu-testen-und-zu-kaufen beschrieben, hätte ich es bei Bestellung über örtlichen Händler verbindlich abnehmen müssen …

Über eine günstige Gelegenheit kam ich dann letztes Jahr an ein HNF XD3, ein Herren-Mountainbike-Modell mit Rohloff-Nabe, ich wusste, das wäre keine Dauerlösung für so eine kleine Frau wie mich, trotzdem hatte meinen Spaß mit diesem echt feinem Radl. Da ich oft recht viel auf Fahrräder draufpacke, bin ich beim Auf- oder Absteigen dann doch gelegentlich mal umgekippt, halb so wild die kleinen Schrammen, bin aber auch nicht scharf drauf.

Also was ich wollte, war mir klar: Tiefeinsteiger, ordentliche Unterstützung bis echte 45 km/h mit wartungsarmem Riemenantrieb (Kette nuddelt bei der Belastung zu schnell aus). Solche Modelle sind sehr rar, da der Markt eher auf Männer ausgelegt ist, obwohl sich viele von denen ja auch leichter damit täten …

Welche für „Damen“ gib‘s schon auch z.B. von Flyer, Stromer sowie Riese und Müller, aber halt nicht mit einer Konfiguration, die mir voll zusagte.

Eigentlich hatte ich ja schon geliebäugelt mit dem Velossi mit Pinion 9-Gang mit neodrives-Heckmotor mit Trapezrahmen, da ergab sich aber auch keine Gelegenheit, diese Antriebskombo mal auszuprobieren …

… Bis ich dann im Herbst 2023, die Info aufschnappte, dass es bald das Kettler Pinniato geben würde.

Endlich, Ende Juli bekam ich das Objekt meiner Begierde

Erfreulicherweise über einen Online-Anbieter – Badbikes – dort konnte ich das Pinniato Speed so bestellen, dass ich zur Not eine Rückgabeoption gehabt hätte (bei Rücksendekosten von 80 € wäre voll ok)

Allerdings bin ich so zufrieden, dass ich glücklicherweise nicht davon Gebrauch machen muss, die Unterstützung mit der Pinion MGU (motor gear unit) ist so kräftig, wie ich es mir gewünscht habe. Tolles Bike, ich bin sehr erfreut, dass es sowas auch als Tiefeinsteiger gibt. Mit seinen üppigen Reifen rollt es griffig dahin, auch auf holprigen Feldwegen.

Ja, ich muss schon ordentlich treten, aber auch mehr als 40 Km/h sind verlässlich zu erreichen, ohne sich kaputt zu strampeln. Sogar in der dritten von vier Unterstützungsstufen (mit den wohlklingenden Namen „eco – flow – flex – fly“). Ich bin wirklich begeistert von dem kräftigen Schub, den das Pinniato liefert, auch ein paar andere – bisher wenige – Testfahrer, auch S-Pedelec-Erfahrene, waren sofort entzückt, was einem übertrieben breitem Grinsen abzulesen war.

Der Akku hat zwar mit 1000 Wh hohe Kapazität, aber die starke (bis 400%) Unterstützung macht sich im Verbrauch bemerkbar, also die Reichweite ist auch nicht deutlich höher, im „turbo“ 64 statt 63 km), als mit den 750 Wh (bis 340%) beim HNF XD3 mit Bosch Performance Line mit Rohloff. Dies sei ihm aber angesichts der beeindruckenden Leistung gegönnt. Im auch schon recht zackigem „flex“ sind es schon 109 km.

Geräusche vom Motor: also in kleineren Gängen/geringer Geschwindigkeit hörte ich ihn deutlich „surren“, in höheren Gängen/bei schneller Fahrt „keinen Ton“. Das hab ich noch nicht ganz raus, vielleicht muss man da nur die passenden Einstellungen (Unterstützungsstufe/Gang/Trittfrequenz) haben … Update unten

MTB/Trekking-S-Bikes sehen vielleicht etwas sportlicher aus, aber dieses wirkt durch die schicke Federgabel auch nicht unsportlich, der hübsch geschwungene Rahmen kommt fast elegant rüber, obwohl das Unterrohr mit dem großen Akku nicht gerade schlank ist

Für mich als Alltagsradlerin, die ständig was zu transportieren hat, recht wichtig: der Gepäckträger ist sehr solide, mit 2 horizontalen Streben, sodass man bei Bedarf, z.B. unter einem Korb, Satteltaschen in der Etage darunter befestigen kann. Mit dem Monkey-Load-T-System soll man eine Fahrradkiste etc. mit der passenden Aufsatzplatte einfach befestigen und entfernen können. Hab ich inzwischen getestet und kann dies bestätigen.

Mir gefällt auch der robuste Hinterbau-Ständer, der stabilen Stand garantiert und beim Rückwärtsschieben nicht dem Pedal im Weg ist.

Ein weiteres – im wahrsten Sinne des Wortes! – Highlight ist die Supernova M99 pro mit Fernlicht, sehr nützlich, da bei höherer Geschwindigkeit ein weiteres Blickfeld von großem Vorteil ist (Außerdem löblich bei dieser Firma, der vorbildliche Reparaturservice, wie ich vor einer Weile erfahren durfte).

Nicht wirklich von Bedeutung für mich, allerdings schon ein nice-to-have ist die per Hebelchen am Lenker schnell höhenverstellbare Sattelstütze (ähnlich einem Bürostuhl), lieber hätte ich eigentlich die by schulz Federsattelstütze, mal sehen, ob sich das machen lässt …

Eher unwesentliche Kritik am Rande:

– warum die Gewinde für Flaschenhalter so weit unten angebracht sind, leuchtet mir nicht ein, schließlich wählt man ja einen Tiefeinsteiger, um das Bein bequem auf die andere Seite zu bringen, das gelingt aber nicht gut, wenn dort Flasche und Schloss im Weg sind. Da hat man leider einfach die Aufnahme vom Diamantrahmen übernommen … ich dachte ein Verlängerungadapter könnte helfen, aber auch eine höher angebrachte Flasche auf dem Unterrohr ist beim Stehen über dem Rad am Bauch hinderlich, aber immerhin eine nach oben versetzte Schlosshalterung (eine Schraube im höheren Loch und darüber eine Schelle) am Stizrohr stört beim Einstieg weniger …

– der mitgelieferte Busch und Müller Rückspiegel verstellt sich viel zu leicht, ich habe ihn ausgetauscht gegen den von mir geschätzten stabilen Ergotech M99 (hat schön brav eine E-Zulassungs-Nummer)

Zuerst dachte ich, auch etwas schade, dass es keinen USB-Anschluß am Rad für die Stromversorgung des Smartphones gibt (wie bei Bosch) … wie ich auf Anfrage herausfand, es gibt einen Adapter zur Anbringung am Displayhalter (ein kleines Kabelchen für stolze 50 €), aber gut, funktioniert.

Ein Zweitakku kostet übrigens 1300, das ist wirklich üppig. Da ich ihn schon zu schätzen weiß, wenn ich mal wieder das Laden vergessen habe, hätte ich schon gern einen, der dann meist ziemlich voll parat stehen würde – also ich schlage mich schon mit der Entscheidung rum

Kleiner Exkurs zum Strom Tanken:
Naja, dann vorerst halt frühzeitig ans Laden denken und öfter das Ladegerät mitnehmen. Leider ist es ja wesentlich einfacher Autoladesäulen aufzuspüren, als welche für Pedelecs, da gibt es allerdings auch Apps dafür, am liebsten ist mir E-Stationen, aber in den anderen sind teilweise andere eingetragen, darum habe ich mehrere davon installiert. (z.B. Bike-energy  – die von Fahrrad.de gibt es nicht mehr – sowie eigentlich hauptsächlich für Autos gedachte – z.b. chargemap -, aber mit Filter für Schuko-Dosen),

Also, kürzlich hab ich mir einen Schuko/Typ2 Stecker Adapter besorgt, habs auch getestet (siehe Bild), viele Autoladesäulen (v.a. die fürs Schnellladen) funktionieren nicht fürs E-Bike, aber bei einigen bekommt man dann doch Nachschub, damit man noch etwas weiter kommt oder der Heimweg gesichert ist …
Auf Facebook gabs ne Diskussion dazu, und nein, ich nehme nicht den Autos den Platz weg, ich bleibe an der Säule (schon allein, damit das Ladegerät nicht geklaut wird) und würde freimachen, wenn ein Auto geladen werden soll.

S-Pedelec zum Laden an Autoladesäule mittels Schuko/Typ2 Adapter
S-Pedelec zum Laden an Autoladesäule mittels Schuko/Typ2 Adapter

Also zusammenfassend soll nochmals erwähnt werden, ich halte dieses S-Pedelec für ein äußerst gelungenes Modell für meine Zwecke. Ich bin mir sicher, ich werde lange damit glücklich sein.

 

Ich wollte eigentlich das Angebot verlinken, aber jetzt ist es von dort, worüber ich bestellt habe, verschwunden. Auf Nachfrage hieß es nun, man wolle vom Thema S-Pedelecs Abstand nehmen.

Da ist aber zumindest der auf der Herstellerseite von Kettler

Auch sonst konnte ich keinerlei Angebote im Internet ausfindig machen, echt schade, wenn solch ein vielversprechendes Produkt so schwer erhältlich ist … (mehrere Anrufe zuvor bei örtlichen Händlern waren ja erfolglos)
Na dann hatte ich schon ganz schön Glück, dass es für mich geklappt hat.

Demnächst werde ich mal die Möglichkeiten der Einstellungen des FIT-e-bike system integration übers Smartphone auskundschaften und dann davon hier noch berichten

zum Vergrößern anklicken …

Update 18.8.

Erst nach einer Weile, hab ich nun die Schaltautomatik aktiviert, die bewirkt, dass wenn man eine höhere/niedrigere Trittfrequenz erreicht und kurz mit dem Treten aussetzt, wird der Gang an Geschwindigkeit und eine per App vorgewählte Kadenz angepasst. Feine Sache, aber ohne käme ich auch gut aus. Manuelles Schalten ist weiterhin möglich.
Auch ein gewünschter Anfahrtgang kann eingestellt werden, was ich durchaus recht nützlich finde.
Zum Motorgeräusch: in den Gängen 1-8 ist immer ein recht deutliches, etwas kratziges Surren zu hören, unabhängig von der Geschwindigkeit. Stört mich nicht, angesichts dessen, dass ich ja meist schneller in den höheren Gängen fahre und das Geräusch somit ohnehin hauptsächlich nur beim Anfahren auftritt und von Verkehrslärm übertönt wird (oder vom Kopfhörer, wohlgemerkt mit moderater Lautstärke). Wie von manchen anderen bemängelt, hab ich kein Problem mit einer Verzögerung beim Schalten, ich empfinde es als „normal“, bin das kurze Entlasten seit jeher gewöhnt …

Der Kettenschutz sieht vertrauenerweckend aus, ich hab es allerdings trotzdem sogleich geschafft, dass sich eine recht weite Hose darunter gemogelt und den Riemen von der Scheibe gezogen hat.
In der Bedienungsanleitung suchte ich nach Informationen, wie das Hinterrad auszubauen sei, zu meiner großen Verwunderung findet man auf 290 Seiten nichts darüber. Heißt, auch bei einem Platten oder Austausch des Mantels soll man sich an eine Fachwerkstatt wenden (Echt jetzt?). So schwierig wäre es nun auch wieder nicht, in der Anleitung der HNF-Bikes wird auch ein nicht einfacher Ausbau beschrieben. Man könnte es handwerklich geschickten Leuten schon zutrauen, dass sie mit einer Anleitung solche Arbeiten am Hinterrad selbst erledigen, darum finde ich es besser, wenn eine zur Verfügung steht, als dass Manche sich dann ohne Information, wie es richtig geht, ans Werk machen bzw. mal „rumprobieren“. Naja, ich hab’s auch ohne Anleitung gemeistert, dank meiner HNF-Bikes verstehe ich das Prinzip (in der Youtube-Schule gabs natürlich auch noch nichts dazu).

 

Fortsetzung folgt…

 

Von der eigentlich eleganten Farbe war ich nicht ganz so begeistert – als ich dann zufällig auf eine Flipflop blau/lila metallic Autofolie stieß, dachte ich, ok, das probiere ich mal. War extrem aufwendig, hätte ich das vorher gewusst, hätte ich es vielleicht nicht angefangen, oder es auch etwas einfacher gemacht, ist nicht perfekt geworden, aber mit etwas Abstand sieht es schon ganz schick aus … und passt gut zur Diskokugel

S-Pedelec Kettler Alurad pinniato mit- glitzerfolie seite

Da ich eine Anfrage bekam, bei welcher Trittfrequenz welche Geschwindigkeit zu fahren möglich sei, hier ein paar Beispiele, zum Vergleich mehr dazu in meinem Artikel
– 40 km/h, Kadenz 69 im 11. Gang
– 44 km/h, Kadenz 63 im 12. Gang
– 45 km/h, Kadenz 66 im 12. Gang

foto von Display von Kettler pinniato s-Pedelec zeigt kadenz von 69 bei 40kmh in gang 11
foto von Display von Kettler pinniato zeigt kadenz von 63 bei 44 kmh in gang 12
foto von Display von Kettler pinniato zeigt kadenz von 66 bei 4kmh in gang 11

Dann könnten auch noch die Reichweiten interessant sein, hier für die verschiedenen Modi bei jeweils 98% Akkuladestand:

Foto von Kettler pinniato reichweite im ecomodus
Foto von Kettler pinniato reichweite im Flex modus 102 km
Foto von Kettler pinniato reichweite im fly modus 64 km

Die hängen aber auch ab von den Einstellungen in der App für die Unterstützungsstufen, bei mir wie folgt:
– Eco: 70% max. Drehmoment 45 Nm
– Flex: 200% max. Drehmoment 80 Nm
– Flex: 300%, max. Drehmoment 85 Nm
– Fly: 400%, max. Drehmoment 85 Nm

Man kann auch noch weitere Einstellungen vornehmen, siehe dieser Screenshot:

Screenshot-Pinniato-drehmoment-charakter-1

Hier noch – für die Nerds – die Daten zu den Einzelkomponenten …

Auflistung der Einzelkomponenten des Kettler Pinniato S-Pedelecs

3 Kommentare zu „Erfahrungsbericht zu meinem neuen S-Pedelec Kettler Pinniato HT Speed wave“

  1. Manfred Zinner

    Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Ich fahre ein Cube Kathmandu S-Pedelec.
    Es macht sehr viel Spaß. Mich stört nur der hohe Ketten und Ritzelverschleiß. Deswegen liebäugle ich mit der Pinionschaltung.
    Viele liebe Grüße

  2. Hallo Anja,

    danke für deinen Bericht! Falls mein gutes altes S-Pedelec mal Probleme machen sollte, liebäugle ich auch mit einer Pinion MGU im neuen Bike.
    Du schreibst „40 Km/h sind verlässlich zu erreichen, ohne sich kaputt zu strampeln“. Weißt du mit welcher Kadenz das geht? WIrd die auf dem Display angezeigt? Für manche sind ja 60 Umdrehungen pro Minute schon viel, für andere 90 noch wenig…

    Ich wünsche dir noch lange gute Fahrt mit deinem neuen „Glanzstück“!

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