Anfrage an BMVI und BASt – Stand der Dinge zu S-Pedelecs?

2022-06/07
Nachdem die Nachfrage beim UDV ja quasi nichts gebracht hat, hab ich eine ähnliche Anfrage an BMVI und BASt gestellt …

Sehr geehrte Damen und Herren beim BMVI, lieber Bürgerservice,
vor einer ganzen Weile hatte ich Sie angeschrieben wegen des Anliegens, es sollte überdacht werden, wie die Benutzung von S-Pedelecs attraktiver gestaltet werden kann.
Gerne würde ich erfahren, wie der aktuelle Bearbeitungsstand zum Thema im BMVI ist  – wie auch im NRVP als Ziel formuliert (z.B. S. 24) – „Der Bund überprüft die Radwegebenutzungspflicht für Lastenräder und das Radwegebenutzungsrecht außerorts für S-Pedelecs“. Wird das Thema in irgendeiner Weise beim BMVI behandelt? Oder liegt die Zuständigkeit eher beim BASt? …
Zudem interessiert mich, inwieweit wissenschaftliche Erkenntnisse herangezogen werden. Bestehen Fragen, die noch zu klären sind? Wenn ja, welche – ich bin mit Forschungseinrichtungen in Kontakt, die gerne auch Anregungen dazu annehmen …Ich beschäftige mich auch mit der Sicherheit des Radverkehrs im Allgemeinen.
U.a. fände ich Daten interessant zum Unfallgeschehen von S(peed)-Pedelecs im Vergleich zu Pedelecs bzw. Fahrrädern. Ich kenne den UDV-Foschschungsbericht Nr. 27 „Pedelec naturalistic cycling study“, darin wird dies allerdings nur am Rande behandelt.Beim UDV hatte ich dazu auch angefragt, ob es dazu schon Auswertungen der Versicherungsunternehmen gäbe, man antwortete, dass dem nicht so sei.
(Mir ist bekannt, dass beim Erwerb des Versicherungskennzeichens die Art des Leichtfahrzeugs erfasst wird, somit könnten auch anhand der  Unfallmeldungen eingeschätzt werden, welches Gefährdungspotential von S-Pedelecs ausgeht).
Liegen dem BMVI denn detailiertere (Unfall-)Daten dazu vor? Falls dies noch nicht der Fall ist, möchte ich hiermit dazu anregen, eine solche Auswertung vorzunehmen. (bzw. man könnte auch Erfahrungen aus der Schweiz und Belgien heranziehen). Gibt es vllt. eine Datenbank zu den von der Polizei erfassten Unfälle, die man dahingehend untersucht?
Daraus könnten dann evtl. Lösungen für die sicherere Wegenutzung für S-Pedelecs abgeleitet werden, deren gutes Potential einen Beitrag zur Verkehrwende zu leisten, hätte dann wahrscheinlich bessere Chancen sich zu entfalten.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Auskunft geben könnten oder mir ggf. andere relevante  AnsrechpartnerInnen benennen, die auf diesem Gebiet tätig sind.
Als Entscheidungshilfe möchte ich auf eine nun kürzlich veröffentlichte Umfangreiche Studie des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) hinweisen: Potential von S-Pedelecs für den Arbeitsweg – Rahmenbedingungen für eine sichere und effiziente Nutzung in Österreich https://radkompetenz.at/wp-content/uploads/2022/02/PUBL-34_bf-1.pdf
    – Die Ergebnisse lassen sich weitgehend uneingeschränkt auf Deutschland übertragen … Ein Teil widmet sich auch der Analyse anderer bisheriger Studien.

Angesichts der Dringlichkeit auch – oder gerade – im Verkehrssektor den Energieverbrauch zu senken, sollte das Thema „Mehr Sicherheit für S-Pedelec-Nutzende“ v.a. außerorts baldmöglichst mit Entschlossenheit angegangen werden. Dies ist ein Bereich, in dem ohne allzu aufwändige Investionen zum Erreichen der Klimaschutzziele beigetragen werden kann.
Insbesondere sollte zumindest die Freigabe von Strecken außerorts nach Prüfung durch örtliche Stellen für eine unabhängigere Mobilität auf dem
Land deutschlandweit ermöglicht werden! (nicht nur in BW)
Die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in  Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) hat folgendes Positionspapier
herausgegeben: https://www.agfk-bw.de/fileadmin/user_upload/2021-10-12_AGFK-BW_Positionspapier_S-Pedelecs.pdf
Im Zuge meiner Aktivitäten und der Diskussion im VCD wurde ein ProContra Arbeitspapier erstellt, dies kann angesehen und kommentiert werden unter:
https://docs.google.com/document/d/1ReWbHm_7rXBSErn9-AlD8s-YhuymCitB/edit?usp=sharing&ouid=113495355366199565364&rtpof=true&sd=true
Ich hoffe, diese verschiedenen Anregungen können letztlich dazu beitragen, bessere Lösungen zu verwirklichen um somit die
Attraktivität von S-Pedelecs zu fördern, denn ein Umstieg vom Auto ist nur wahrscheinlich, wenn die Alternative sicher und angemessen komfortabel ist.

hier die Antwort vom BASt:
… vielen Dank für Ihr Interesse und ihr Engagement zu diesem Thema.
In der offiziellen Nationalen Deutschen Statistik zu Verkehrsunfällen wurde die Kategorie „S-Pedelec (Pedelec45)“ (ursprünglich unter dem Begriff „Ebike“) 2012/2013 eingeführt.
Das heißt, erst seit diesem Zeitpunkt ist diese Verkehrsbeteiligungsart in den Unfalldaten identifizierbar.
Die Unfälle unter Beteiligung von S-Pedelecs werden regelmäßig ausgewertet und im „Lila Heft“ publiziert, also in der Fachserie 8 Reihe 7 des Statistischen Bundesamtes.
Das aktuelle Heft (Jahr 2020) findet sich hier, ab etwa Seite 118 finden Sie die Daten zu den Unfallbeteiligten S-Pedelec-Fahrer*innen, als Unterkategorie der „Fahrer *innen von Krafträdern mit Versicherungskennzeichen“.
Das Heft für 2021 wird erfahrungsgemäß noch in diesem Monat publiziert werden.

Im Auftrag der BASt wurde ein Forschungsprojekt zum Thema „Analyse der Merkmale und des Unfallgeschehens von Pedelecfahrern“ durchgeführt, dessen Bericht Mitte 2021 publiziert wurde und hier zu finden ist.

Auch von Seiten der Infrastruktur wird sich in der BASt dem Thema „Infrastruktur für E-Bikes/ S-Pedelecs“ angenommen.
Das ganze passiert im Rahmen des aktuellen DACH-Calls zusammen mit den Kollegen aus Österreich und der Schweiz.
Die Ausschreibung finden Sie hier–  (Ausschreibung Nr.7), aktuell befindet man sich noch in der Bewertungsphase der Angebote. Sobald ein Projekt startet, wird dies sicherlich über unsere Homepage veröffentlicht werden.

Ich hoffe, ich konnte Ihrem Anliegen gerecht werden und stehe auch weiterhin gerne für Fragen zur Verfügung.
Dr. rer. nat. Sandra Breunig
Referat F2 – Passive Fahrzeugsicherheit & Biomechanik, Abteilung Fahrzeugtechnik, Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Bergisch Gladbach

Sehr geehrte Frau Breuning,
herzlichen Dank für Ihre ausführliche und hilfreiche Antwort.
Vor allem der Hinweis auf das „Lila Heft“ ist mir recht nützlich (auf der Webseite des BASt ist das „bei Statistik“ nicht einfach so zu finden).
Interessant zu wissen, dass inzwischen S-Pedelecs wohl gesondert erfasst werden (mit eigener Schlüsselnr. 03 unter Verkehrsbeteiligung)
„Analyse der Merkmale und des Unfallgeschehens von Pedelecfahrern“ war mir schon mal vor einer Weile schon untergekommen.
Über die DACH-Ausschreibung wurde ich vor Kurzem auch von der Professorin der TU-Braunschweig informiert, sie hatte erwogen, sich zu bewerben, die Frist ist für dieses Jahr leider abgelaufen …

vielleicht interessiert es Sie oder jemand anderen in Ihrem Hause ja und ist noch nicht bekannt, vor Kurzem ist dies veröffentlicht worden: Umfangreiche Studie des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit), Potential von S-Pedelecs für den Arbeitsweg – Rahmenbedingungen für eine sichere und effiziente Nutzung in Österreich https://radkompetenz.at/wp-content/uploads/2022/02/PUBL-34_bf-1.pdf
Könnten Sie noch Auskunft geben zum aktuellen Bearbeitungsstand der Angelegenheiten zu S-Pedelecs im BMVI/BASt? Werden noch Forschungsergebnisse abgewartet oder werden schon Änderungen diskutiert?
Für eine der wichtigsten Maßnahmen halte ich, dass die Kommunen deutschlandweit (nicht nur wie in BW) Befugnisse erhalten, dass sie v.a. AUSSERORTS an besonders gefährlichen Strecken Radwege mit „S-Pedelec-Frei-Schildern“ (o.ä.) nach Prüfung freigeben können. Das bayrische Verkehrsministerium z.B. sieht auf Nachfrage keine Veranlassung sich mit dem Anliegen zu befassen, mein LRA antwortet, ihm seien die Hände gebunden.

Danke auch noch für Ihr Angebot für weitere Fragen zur Verfügung zu stehen, gerne mache ich im weiteren Verlauf Gebrauch davon. Im Moment bin ich mit dem vorliegenden Material schon gut ausgelastet 🙂

Stand 2022-11: Bisher keine weitere Rückmeldung bekommen

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